Denon PRA 1000 Vorverstärker

23.10.2023 21:03
avatar  Scope
#1
avatar

Der PRA1000 war eine Art Vorgänger zu den späteren PRA1100 und 1200 (die mit der Klappe) , die man deutlich häufiger zu sehen bekommt.
Diese ältere Serie gab es m.W nur in Champagner Silber und mit Wangen aus Holzimitat.

Die Mängel an diesem Gerät wurden mir wie folgt beschrieben: Ein Kanal tot, der andere verzerrt.


Die Verarbeitung dieser Geräte ist "normales Mittelmaß" und typisch japanisch. In diesem Gerät wurde in der Vergangenheit warum auch immer ein Y-Kondensator (hinten links) eingebaut, obwohl das Gerät keinen Schutzleiter besitzt. Die Störungen werden also über den Kondensator auf das isolierte Gehäuse gelegt, was niemals im Sinne des Erfinders war. Das Teil wurde umgehend entfernt. Sowas wird selbstredend auch nicht im Manual erwähnt.


Im Bereich des Netzteils mussten ein paar Stellen nachgelötet werden. Stichproben der Elkos an thermisch ungünstigen Stellen haben keinen Befund ergeben. Dennoch habe ich die beiden 1mF Netzelkos und ein paar kleinere prophylaktisch ausgewechselt. Auf die Eigenschaften des Gerätes nahm das keinen Einfluss.


Auch das Zerlegen des Tape Source und des Input Select Schalters blieb mir LEIDER nicht erspart. Mit Chemie alleine habe ich die Schalter ind iesem Fall nicht ruhig bekommen.
Foto ohne die legendäre Küchenrolle, die man sonst immer sieht, wenn es um Schalter geht. ;)


Nach der Putzerei und Löterei wurden dann beide Kanäle zuverlässig und ruhig geschaltet. Auf dem linken Kanal gab es aber dennoch ein Problem:


Es stellte sich heraus, dass die Ursache bei einem der vier Mutingtransistoren zu finden war. Es wird in zwei Stufen gemutet, wobei der hier eingesetzte Transistortyp nicht völlig unkritisch ist.
Der 2SC2878 ist speziell für Schalt- und Mutinganwendungen. Nimmt man hier einen beliebigen Kleinsignaltransistor, was ich zuerst getan habe, fängt man sich mitunter Verzerrungen ein, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen und unhörbar bleiben. Trotzdem verliert man bis zu 10 dB Klirrdämpfung, was messtechnsich sofort auffällt.
Es gibt aber ein paar Vergleichstypen, die auch in der großen Jäger Liste aufgeführt sind.



Zum Schluss fiel mir noch ein "Designfehler" in diesem Gerät auf. Zumindest gehe ich davon aus, dass jeder PRA1000 dieses Problem hat.
Im Direktmode ist alles in Ordnung, aber sobald man das Klangregelteil einschaltet, fällt SINAD um gut 20 dB. der Netzschalter liegt schlichtweg zu nah an den Bauteilen für die Klangregelung, in der es anscheinend ziemlich hochohmig zugeht.


Mit einem Blech, oder -wie hier- einem mit Kupferfolie beklebten Karton lässt sich das Problem weitgehend beheben.


THD&N vs Frequenz, 500mV rein, 1V raus, B,au : Direkt, Rot, via tone, Gelb, via tone mit Schirm.


Der Effekt ist NICHT hörbar. Selbst mit Kopfhörern hätte man keine Chance. Dennoch sollte das m.M.n. ausgebessert werden.

Danach war mit dem Gerät alles so weit wieder OK.

Ein paar abschliessende Messungen:

FFT, 500mV rein, 1V raus, 1 KHz , L&R: Es dominieren wie so oft die Netzstörungen, dieren Komponenten aber auch hier gut 105 dB oder mehr unter dem Nutzsignal liegen. der Klirr liegt unter diesen Bedingungen bei lediglich etwa 0,0002% . Also etwa "nichts" ;)


Amplitudenfrequenzgang. Ziemlich breitbandig. -0,3 dB @ 100KHz


Nochmal im Vergleich bis 20KHz: Direktmode, via Tone, und mit Hi & lo Filtern.


CC(IF IMD, wie so oft bei Vorsatufen....Nicht meßbar.


Gleichlauf des Lautstärkereglers bis -50 dB sehr gut. Keine Probleme in der Praxis.


Die Ausgangsimpedanz liegt bei etwas über 300 Ohm. Das ist m.E. "befriedigend" ;) Die Leitungen müssten schon lang werden, damit es zu Problemen kommt.


Messungen an der Phonostufe:

RIAA absolut perfekt.


Übersteuerungsreserve MM sehr hoch: Verstärkung : 35 dB


MC ebenfalls praxisgerecht: Verstärkung: 60 dB


Geräuschspannungsabstand MM bezogen auf 5mV (über Tape out gemessen) 89 und 87 dBA , MC 77 und 78 dBA

MC 108 Ohm, MM 47 Kohm, aber leider mit 500pF doch etwas zuviel Eingangskapazität. Das lässt sich beheben, aber dazu möchte ich erst Rücksprache halten.




 Antworten

 Beitrag melden
23.10.2023 21:09
#2
avatar

Welcher Transistor wurde denn nun als Ersatz für den 2SC2878 verwendet?

Beste Grüße Armin von good-old-hifi

gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche

 Antworten

 Beitrag melden
23.10.2023 21:14
avatar  Scope
#3
avatar

2sc3615 ist ein problemloser Ersatz.


 Antworten

 Beitrag melden
23.10.2023 21:23
avatar  hififan
#4
avatar

Welche Eigenschaften muss ein Mutingtransistor im Vergleich zu einem normalen Transistor haben?

Schönes altes Geraffel? Her damit!

 Antworten

 Beitrag melden
23.10.2023 22:31 (zuletzt bearbeitet: 23.10.2023 22:48)
avatar  Scope
#5
avatar

https://datasheetspdf.com/pdf-file/71198...uctor/2SC2878/1

Diese Transistoren haben eine ziemlich hohe VEBO , der ansonsten lediglich um 5 Volt liegt, was hier zu wenig ist. Dazu einen niedrigen R_ON und einen hohen reverse hFE ( hFE, aber C & E quasi gegeneinander vertauscht) . Ein "normaler" Kleinsignaltransistor kann an dieser Stelle das Signal ungünstig belasten, was zu Verzerrungen führen kann. In meinem Fall gingen mir mit einem 2sc945 etwa 10 dB an Klirrdämpfung verloren. Das ist nicht viel, aber unnötig.

Man könnte die Vorstufe auch ohne diese vier Transistoren betreiben, müsste dann aber während Umschaltvorgängen mit unschönen Geräuschen rechnen.

Hier geht es um das selbe "Problem"
https://audiokarma.org/forums/index.php?...8.848840/page-2

Ansonsten googlest du mal intensiv nach "reverse hFE", wobei das mitunter ziemlich tief in die Physik geht....also genau dein Ding.


 Antworten

 Beitrag melden
24.10.2023 11:23 (zuletzt bearbeitet: 24.10.2023 11:24)
avatar  Scope
#6
avatar

Hier wird nochmal auf die Eigenschaften dieser besonderenTransistoren eingegangen :

https://www.electroschematics.com/muting...rcuits-2sc2878/

What is unique about the bipolar muting transistor?

The standard NPN transistors is symmetrical in that it consists of 3 layers, 2 layers of “N” material (collector & emitter) separated by a layer of “P” material (base). However, that is as far as the symmetry goes as the layer thicknesses and doping varies greatly. The standard transistor still functions with the collector and emitter terminals reversed, but the hFE (current gain) in this mode is reduced by perhaps two orders of magnitude and the reversed voltage rating (Vebo) generally limited to about 5V.

In comparison, the muting transistor is a good deal more symmetrical –it has high reverse hFE and some types offer a 15 to 40V base to emitter reverse voltage rating (Vbeo). In effect, it is rated for AC operation and this suits it well for audio voltage signals that are AC in nature. Whichever terminal (emitter or collector) is the most negative becomes the effective emitter terminal. If sufficient base drive is applied, it will saturate either polarity, and this is exactly what is required to implement the mute function.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!