Diesen L-230 hat ein Bekannter vorhin gebracht, mit der Bitte, eine Endstufe zu reparieren. Es fehlten die beiden 2A Railsicherungen auf der linken Seite.
Zwar ist der Verstärker abgesehen von einem fehlenden Seitenteil in einem durchaus guten Zustand, aber es ist eben nur sein sehr kleines und einfaches Gerät. Im Klartext : Er ist nicht viel wert, weswegen ich daran auch keine große Baustelle aufmachen könnte und auch nicht wollte. Ein Seitenteil sollte sich aber noch besorgen lassen.



Der defekt eKanal wurde bereits vorher mindestens ein mal repariert. Dazu wurden europäische Transistoren verwendet, was prinzipiell funktioniert. Wie lange er so lief, ist unbekannt. Beide Transistoren sind wieder defekt.



Nach Wechsel funktionierte der linke Kanal grundsätzlich, aber es prasselte permanent, und der Offset sprang in unregelmäßigen Abständen etwa im 0,5 Hz Takt.
Leider liess sich weder das Prasseln, -direkt im Lautsprecher kaum hörbar, aber deutlich messbar- weder mit Kältespray, noch mit gezielter Heißluft irgendeinem Bauteil sicher zuordnen, was eher ungewöhnlich ist.
Nach Wechsel des Doppeltransistors 2SA 979, und den beiden SA1815 (die vorher ebenfalls gegen BC548 ausgewechselt wurden) , war der Fehler verschwunden.
Bei den beiden Endtransistoren kamen Originale zum Einsatz, obwohl auch hier wieder chinesische Nachbauten ganz wunderbar funktioniert hätten.





Außerdem mussten zwei der drei Birnchen erneuert werden, und ein abgerissener Cinchstecker aus der Tuner Buchse entfernt werden. Der Stift saß bündig so fest, dass er nicht einfach herausgezogen werden konnte. Durch auflöten eines Drahtes (ohne die Buchse allzu sehr zu beschädigen) konnte das Teil gezogen werden.




Während der Abgleicharbeiten, was sich hier auf den Bias beschränkt, fiel noch auf, dass sich am rechten Kanal kein Ruhestrom einstellen ließ. Das lag zum Glück nur an einem defekten , hochohmigen 470 Ohm Trimmer. In dieser Schaltung steigt der Strom nicht an, wenn der Trimmer unterbrochen wird, sondern geht gegen null, was vorteilhaft ist ;)


Ein paar schnelle Messungen:


FFT Kanal 1 und 2, 1W, 8R , 1KHz Die 100Hz Komponente ist auffällig hoch, was auf ein paar schlappe Elkos deuten könnte. Es ist aber noch weit davon entfernt, ein waschechtes "Problem" zu sein.



Frequenzgang , 1W 8R. Der relativ frühe Abfall zu tiefen Frequenzen hin, ist auf beiden Kanälen zu berobachten. Hinter dem Koppelelko direkt vor dem Differenzverstärker ist der Effekt noch nicht vorhanden. Zwar wird sich das akustisch noch nicht dramatisch auswirken (- 3 dB bei 13 Hz), aber ich gehe nicht davon aus, dass es der Normalzustand ist. Bei allen Messungen waren die Klangregler deaktiviert. Grün Lowfilter, Gelb, Highfilter



An 8 Ohm Last waren etwas über 80 W *2 @1% THD drin.



Phonoteil: Gain MM 39 dB, S/N -82 dB ref. 5mV , MC Gain 52 dB . S/N 66 dBA ,ref. 0,5 mV über Tape rec. gemessen.

MM leider mit 1500 pF, was zumindest messtechnisch dramatisch ist. Die meisten Benutzer werden davon aber trotzdem nichts bemerkt haben ;)

RIAA Entzerrung L&R. Kleinere Differenz durch Bauteilalterung und/oder Toleranzen. Für so ein "Ding" ist das "OK".


Mit Tonabnehmer 480 mH und nochmal 220 pF ( Kabel + Tonarmkabel) ergibt dich durch die 1,5 nF ein Peak von +5 dB um 8 KHz und bereits eine starke Dämpfung oberhalb von 12 KHz. Screenshot verbummelt.