Dämpfungsfaktor

22.01.2024 12:55 (zuletzt bearbeitet: 22.01.2024 13:26)
#1
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Scope hatte darum gebeten, um den traffic hier im Forum zu erweitern, ein wirklich technisches Thema einzubringen, über das man trefflich diskutieren kann.

Der Dämpfungsfaktor ist eine Messgröße, die den meisten Hifi-Fans bekannt ist, jedoch weiß kaum jemand, wie er sich errechnet, bzws. wie er gemessen oder ermittelt werden kann. Angegeben wird er in einer Zahl ohne Einheit, also z.B. 100.

In Foren wie dem Analogforum aber auch bei vielen Hifi-Interessierten hört man immer wieder, dass der "Klang" eines Verstärkers auch von diesem Dämpfungsfaktor abhängig sei - je höher desto besser! So sagt man.

Wie ich in der Vergangenheit bei meiner Tätigkeit als Mitglied des Meisterprüfungsausschusses (und dort zuständig für Fragen bei der Meisterprüfung im Bereich Hifi/Audio) immer wieder feststellen musste, wusste kein einziger Meiterschüler, was der Dämpfungsfaktor bedeutet. Ich habe es dann immer so erklärt: jeder Verstärker stellt eine Spannungsquelle dar, die einen Innenwiderstand hat. Dieser Innenwiderstand (der möglichst klein sein soll, also deutlich unter 1 Ohm) bildet ein Verhältnis zum Nennscheinwiderstand des angeschlossenen Lautsprechers, das demzufolge möglichst hoch sein sollte.

Der Einfachheit halber rechnet man den technischen Angaben von Verstärkern nicht mit dem Nennscheinwiderstand (Impedanz) von Lautsprechern, da dieser stark frequenzabhängig ist. Sondern gibt dieses Verhältnis zu einem rechnerischen Nennwiderstand an, der zumeist 8 Ohm lautet (sollte auch stets mit angegeben sein). Beträgt der Innenwiderstand eines Verstärkers also beispielsweise 0,04 Ohm, dann läge der Dämpfungsfaktor bei 200 (für 8 Ohm) und wäre damit recht hoch. Allgemein werden die Werte von den Herstellern zwischen 20 und 150 angegeben. Kenwood hatte mal das Sigma-Drive-System (ähnlich der Vierpunkt-Messung) und gab den Dämpfungsfaktor beim KA-1000 mit 10.000 an. Auch ist dieser Innenwiderstand frequenzabhängig und wird allgemein bei 1.000Hz angegeben.

Zu klären wäre noch, wie man diesen Innenwiderstand eines Verstärkers genau messen oder ermitteln kann - das weiß ich nämlich auch nicht.
Ich habe bisher, die maximale Leerlaufspannung am Verstärkerausgang gemessen, und dann die maximale Spannung bei Belastung mit dem Nennwiderstand (8 Ohm) davon abgezogen. Aus der Differenz lässt sich der Innenwiderstand durch teilen herleiten. Mich würde auch interessieren, inwieweit der Dämpfungsfaktor tatsächlich Einfluss auf die Wiedergabe mit Lautsprechern nimmt.

In jedem Fall, so denke ich, ein Thema über das man diskutieren kann, oder?

Beste Grüße Armin von good-old-hifi

gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche

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22.01.2024 13:40 (zuletzt bearbeitet: 22.01.2024 13:42)
avatar  Scope
#2
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Ein paar Grundlagen, von denen einige bis heute "kontrovers" diskutiert werden, kann man hier nachlesen:
Es gibt unzählige Artikel, von denen aber die meisten nicht in deutscher Sprache geschrieben wurden.

https://www.amplifier.cd/Tutorial/Innenw...nwiderstand.htm

Eine AP Applikation Note aus den 90er Jahren mit zwei unterschiedlichen Meßmethoden, Vorwärts- und Rückwärtsmethode, wobei letztwere einen zweiten Verstärker benötigt, der den ersten über einen Meßwiderstand speist:

https://www.cieri.net/Documenti/Misure%2...ng%20Factor.pdf

Man misst also mit dem Taschenrechner, oder automatisiert.

Über das aktuelle Macro für die APX Geräte kann man hier etwas lesen:
https://www.ap.com/technical-library/mea...or-with-apx500/

Wer erfahren möchte, wie sehr sich der Effekt auf den Klang auswirkt, kann einen 5W 0,1 ohm Widerstand in die + Leitung der Lautsprecher einfügen, und nochmal genau hinhören....Aber bitte unter fairen Bedingungen. Die allermeisten, wenn nicht alle werden scheitern ;)


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22.01.2024 14:06
avatar  hififan
#3
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Du musst sowas wie die Welter WT500 ohne Gegenkopplung nehmen...

Dann kannst Du was hören.

Schönes altes Geraffel? Her damit!

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22.01.2024 14:41 (zuletzt bearbeitet: 22.01.2024 14:44)
avatar  Scope
#4
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Bei solchen Geräten ist es aber nicht möglich, zwei Zustände zu Vergleichen, und den Vergleich dann auch noch auf diese Eigenschaft zu beziehen. Verstehst du was ich meine?
Man muss dazu schon "mindestens" einen Verstärker mit niedriger Ausgangsimpedanz im Vergleich zu einer künstlich vergrößerten verwenden.

Wie will man das ansonsten vergleichen und bewerten?

Streng genommen geht selbst das nicht, aber alle Vergleiche und Versuche haben Einschränkungen.


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22.01.2024 16:23
avatar  Gorm
#5
Go

Armin, war denn die Dynamik und Anpassung von Verstärkern mit dem Begriff des Dämpfungsfaktors Bestandteil der Meisterausbildung und haben die Meisterschüler sich nicht über vorangegangene Prüfungen samt deren Spezialitäten informiert?
Stromlieferfähigkeit und Gegenkopplung wären in Erklärung oder gar Berechnung mMn ähnlich nette Aufgaben für schnöde Reparaturmeister. Natürlich könnte man auch nach dem Gruppenlaufzeitverhalten von ZF-Verstärkern fragen.
Mein Berufsschullehrer E-Technik hat in der Prüfungsvorbereitung zum Elektriker einstmals gern lachend auf die Frage in ner Gesellenprüfung verwiesen, wie denn eigentlich die Straßenbahn fährt. Das waren damals noch Vorkriegskisten mit diesen drehbaren Kurbeln für Anlaß- und Fahrwiderstände. Nach der dritten Nachfrage hat ein Beisitzer versucht zu helfen und solche bedienende Drehbewegung des Armes angedeutet, worauf der Prüfling angeblich erzählte, wenn der Fahrer dreht ...
und die Prüfung wiederholen mußte. Darauf haben alle schnell noch mal nach Motordrehzahlsteuerungen geschaut. Anbei, wir lernten Elektromonteur Anlagen und nicht für Fahrvehikel.


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22.01.2024 16:33
avatar  hififan
#6
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@scope: Der "Ist" Zustand ist schon zu schlecht, der 0,1 Ohm Widerstand wäre kaum feststellbar...

Schönes altes Geraffel? Her damit!

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22.01.2024 16:39 (zuletzt bearbeitet: 22.01.2024 16:40)
#7
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@Gorm
Was da genau Thema war in dem Meisterprüfungskurs (geht über zwei Jahre abends, berufsbegleitend) weiß ich nicht, ich habe nie an einem solchen teilgenommen. Den Lehrer kannte ich aber, der war richtig gut! Ob da nun Verstärkertechnik Anteil hatte, glaube ich eher nicht - die haben ja fast nur noch Netzwerktechnik und Windows-Installation gelernt, seit der Novellierung von 1994 (Radio-Fernsehtechnik zu Informationstechnik). Da gab eine schriftliche, sowie eine mündliche und eine praktische Prüfung. Und die Prüflinge wussten allgemein so wenig, dass es mich immer wieder erstaunte.

Beste Grüße Armin von good-old-hifi

gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche

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22.01.2024 16:55
avatar  Scope
#8
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Zitat
@scope: Der "Ist" Zustand ist schon zu schlecht, der 0,1 Ohm Widerstand wäre kaum feststellbar...



Mit einem Milliohm Meter wäre er sofort feststellbar. Das Zeigt beim eingebauten Widerstand dann 0,1 ohm an.

Warum also "kaum"?


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22.01.2024 17:23 (zuletzt bearbeitet: 22.01.2024 20:06)
avatar  hififan
#9
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Verstehe ich jetzt nicht. Ich dachte, es geht darum, den Dämpfungsfaktor zu erhören. Die Welter hat einen sehr schlechten. Das könnte hörbar sein. Aber sie eignet sich nicht als Versuchsverstärker mit zusätzlichem Widerstand, weil ihr Innenwiderstand schon zu hoch ist...

Schönes altes Geraffel? Her damit!

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22.01.2024 17:56 (zuletzt bearbeitet: 22.01.2024 17:57)
avatar  Scope
#10
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Es ging um den Begriff "kaum", an dem ich mich in Hifi-Foren stets reibe.

*ich habe den Cinchstecker gerade nochmal um 180 Grad gedreht eingesteckt, aber der Unterschied war "kaum" hörbar.

* Im Fitnesscenter habe ich beim Bankdrücken heute 70 Kg aufgelegt. Als sich eine Fliege auf einem der Gewichte niederließ, war das am Gewicht "kaum" zu bemerken.

usw....

Das Wort "nicht" oder "gar nicht", scheint es in Hifi-Foren nicht zu geben....Es existiert nicht. ;)


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