Sony CDP 30, CDP 35

04.01.2024 17:36 (zuletzt bearbeitet: 05.01.2024 11:16)
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#1
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Unter einem ganzen Schwung älterer CD-Spieler waren auch diese beiden Geräte, die Mitte der 80er Jahre verkauft wurden. Ich würde sie in die zweite Generation einstufen. Im CDP 35 und CDP 30 wurden die gleichen Hauptplatinen und das selbe Laufwerk mit KSS 120c verbaut. Lediglich der Prozessor, das Display und minimale optische Dinge wurden verändert. Die Messungen kann man also auf beide Geräte übertragen.

Während der CDP35 nur einen neuen Riemen brauchte, war am 30 mehr zu tun. Er las nicht ein, und das Display blieb dunkel.



Die Hauptplatine kann man während der Arbeiten hochklappen und mit zwei Zungen in entsprechende Aussparungen stecken. Eine dieser Zungen (Bestandteil der pcb) war bereits abgebrochen, und die Platine an mehreren Stellen eingerissen.

In beiden Geräten sind DA Wandler der ersten Generation eingebaut. Also genau die, die auch in frühen PCM Prozessoren verbaut wurden. Es gibt hier auch nur einen Wandler, der beide Kanäle übernimmt, was kleinere Nachteile mit sich bringt, die ich akustisch aber nicht überbewerten würde.
Messtechnisch ist er von modernen Geräten leicht zu unterscheiden, aber selbst mit den uralten Komponenten, konnte das in einem Hörtest schwierig werden. ;) Oversampling gibt es hier nicht. Rechts oben im Bild erkennt man die beiden gekapselten, steilen Rekonstruktionsfilter, die es in späteren Modellen so nicht mehr gab.



An drei Stellen musste das Board geflickt werden. Dazu verwendet man am besten die feinen Drähte einer Litze, da diese Methode sich auch für eng nebeneinander liegende, feine Bahnen eignet, und am Ende deutlich besser als das Überdrücken von nah gelegenen Stützpunkten mit Lackdraht oder Litzen aussieht. Diese Stellen waren für die fehlende Heizung und fehlende 29V verantwortlich.


Weitere Stellen am Decoder:


Danach war "elektrisch erst mal alles ok. Es gab aber noch Probleme mit dem Clamper. In diesem Fall wurde der Teller mit Gewalt um vielleicht 0,5 mm auf der Achse nach unten hin verschoben. Das machte sich hier dadurch bemerkbar, dass die CD nicht mehr zwischen Teller und oberem Magnetpuck (über die Magnetkraft) eingeklemmt wurde. Dazu war die CD zu dünn ;)...

Die Achse schaute minimal zu weit aus dem Teller heraus, sodass sie vorzeitig im "Sackloch" des Clampers stecken blieb. Die CD rutschte beim Beschleunigen immer durch, und es wurde -auch deswegen nicht eingelesen.





Ich bin der Meinung, dass man so alte CD Spieler durchaus nochmal reparieren kann, wenn es nicht zu lange dauert und nichts kostet. Es sind zwar keine Spitzenmodelle, aber die alte Technik ist interessant. Die Geräte eignen sich auch gut für Hörvergleiche mit modernen Wandlern.

Ein paar Messungen am CD 30:

Fehlerraten (C1) über 45 Minuten gemessen. Tadellos....Besser geht es kaum Laser und Laufwerk sind gesund.



Verzerrungen und "Störungen" vei Vollaussteuerung, 0dBFS, 997 Hz: Hier gibt es keine Probleme. Man beachte die äußerst geringen Störungen des Netzteils, die selbst bei teuren Geräten manchmal nicht so aussehen.



Frequenzgang L&R, sowie nochmal die Differenz (Blau & rechte Skala). Die Welligkeit kommt vom Filter und war damals so üblich. Allerdings muss man die Skalierung (links) beachten. Es ist praktisch "nichts".



Wandlerlinearität: Zur Messung wird ein bereits sehr leiser Sinuston (hier 500 Hz, -60bBFS) weiter im Pegel so lange "reduziert", bis er im Rauschen untergeht, und nur noch mit Tricks (Bandpässen) gemessen werden kann. Im Idealfall ergibt sich eine Gerade, die moderne Wandler zumindest bis -110 dB auch erreichen. Damals war das noch ganz anders. Bereits ab -75 dBFS entspricht der analoge Pegel am DAC nicht mehr dem digitalen Soll.
Die Messung zeigt den "worst case", den man von einem kommerziell gefertigten Chip erwarten darf. Allerdings muss man die Sache auch in Relation sehen. Ein Ton mit -60 dBFS ist bereits so leise, dass man ihn kaum noch wahrnimmt....mit -80 dB natürlich noch viel leiser....Wenn also ein Signal "da unten" einen um 2 dB "zu hohen oder zu niedrigen Wert hat (also eine lineare Verzerrung), ist das für das Hörvergnügen m.E. ziemlich uninteressant.
Das wird in der Welt der Audiophilen (wie so vieles) manchmal anders gesehen ;)



Zum Vergleich ein CD Spieler aus den 90ern mit BB PCM1710U, einem "all in one" chip, der in dieser Disziplin bereits gute Ergebnisse erreicht.


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04.01.2024 18:31 (zuletzt bearbeitet: 04.01.2024 18:35)
avatar  MacMax
#2
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Vielen Dank dafür ;-)
Mit den einfachen Dingern hat man meist am längsten Freude am Betrieb, mein ich.
Und mit den feinen Drähten sieht das auch echt besser aus wie mit den genannten anderen Methoden.

Zitat
In diesem Fall wurde der Teller mit Gewalt um vielleicht 0,5 mm auf der Achse nach unten hin verschoben.


Waren aber bei 0,5mm eher sanfte Grüße als Gewalt :-)

>Too many roads but too less time…<

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04.01.2024 18:49
avatar  Scope
#3
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Der sitzt schon recht stramm auf der Welle.


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04.01.2024 19:34
avatar  chm
#4
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chm

Was hat den das Gerät für ne Heizung?


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04.01.2024 19:37 (zuletzt bearbeitet: 04.01.2024 19:53)
avatar  Scope
#5
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Damit ist die Heizung (das sog. filament) der Anzeigeröhre gemeint. Bleibt das Display dunkel, prüft man dort zuerst, oder zumindest "früh" ;)


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04.01.2024 19:57
avatar  Scope
#6
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Zum Thema "DAC Linearity" gibt es hier einiges zu lesen:

https://www.audiosciencereview.com/forum...linearity.7878/


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04.01.2024 20:20
avatar  chm
#7
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chm

Heizung - okay verstehe


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04.01.2024 21:41
avatar  hififan
#8
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Super Beitrag. Das sollte auch die Aussage der Fanboys relativieren, dass der 1541 Chip besser klingt als das moderne Zeugs.

Schönes altes Geraffel? Her damit!

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04.01.2024 21:47
avatar  Scope
#9
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Der 1541 ist kein schlechter Chip, aber dass er (warum eigentlich) einem PCM1700 überlegen sein, und zu alldem dann auch noch akustisch zu erkennen sein soll, ist und bleibt ....zumindest mir....ein Rätsel.
Bei den bisherigen von uns durchgeführten DAC Blindtests gab es trotz technisch ganz erheblicher Differenzen nur zuckende Schultern ;)


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