Optonica Dumpster Diving

01.11.2023 10:53 (zuletzt bearbeitet: 01.11.2023 11:19)
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Im Elektroschrott Container einer Firma, für die ich arbeite, wurden in der Vergangenheit immer wieder elektronische Geräte und Bauteile entsorgt, die da eigentlich "noch" gar nicht hingehören. Angefangen von 24" Monitoren, über Oszilloskope, Hifi, Playstation X, Kalibratoren bis hin zu Notebooks, Beamern und Labornetzteilen. Dave aus dem EEVBLOG hat da zwar ganz andere Quellen...

https://www.youtube.com/results?search_q...diving+EEV+blog

...aber hier "bei uns" gibt´s auch immer wieder was zu holen. ;)

Vor ein paar Tagen war es ein Optonica SM1616, der Ende der 70er gebaut wurde.

Den Flug in die Gitterbox hat er mit kleinen Blessuren überstanden. Das Netzkabel wurde abgeschnitten.




Eigentlich wollte ich einen vielleicht noch intakten Darlington Hybrid, ein paar Schalter, Kipphebel usw. demontieren, um ihn dann wieder zurückzubringen, aber letztendlich hat er noch so gut funktioniert, dass ich davon
abgekommen bin.

Die Hybridbausteine gab es auch von Sanken mit anderem Label. In China werden sie nachgebaut (Qualität unbekannt) und z.B. auf Aliexpress für etwa 18 € Stck angeboten.
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Der Doppelelko erfreut sich nach 45 Jahren bester Gesundheit. Andere Elkos habe ich erst gar nicht nachgemessen, geschweige denn ausgewechselt. Wenn es damit ernsthafte Probleme gäbe, würde sich das im Verhalten auf dem Meßplatz deutlich zeigen. (Also noch deutlicher ;))


Es gibt keine Schutzschaltung und kein Relais. Ein eher rudimentärer "Kleinverstärker" , der von vorne nett anzuschauen ist....Wenn man auf die 70er Jahre steht.



Netzleitung erneuert, und einen Spritzer Testanol in den Balanceregler.
Überraschend: Keiner der Kippschalter hat auch nur das geringste Problem. auch die anderen Schalter verhalten sich völlig unauffällig....Damit war nicht zu rechnen.

Nach oberflächlicher Reinigung von außen, wurden paar Messungen durchgeführt. Mal sehen ob es Handlungsbedarf gibt...Naja....zumindest ich werde oder werde ohnehin nicht lange daran rumlöten ;)

FFT, 1W , 1KHz, 8R. K2, K3 und minimal K5 ragen aus dem Rauschflur. In summer etwas über 0,003% THD, was rein technisch betrachtet für so ein altes und "einfaches" Gerät überdurchschnittlich ist. Wäre es das dreifache, wäre es auch mehr als OK ;), denn mit dem "KlANG" (über den man später teils völlig kontrovers diskutiert) hat das noch lange, lange nichts zu tun. ;)


Ch2 fällt dagegen etwas ab. K5 deutlich präsenter, dazu noch K7 und K9, die aber -94 dB (!) nicht "durchstoßen" können. Das bleibt dem Hörer verborgen.....Nicht aber dem Meßgerät.
Das kann von einem etwas "schlechteren" Darlingtonmodul, bis hin zu einem im Wert veränderten , hochohmig(er) gewordenen Widerstand, irgendwo in der Schaltung stammen. Es könnte einiges an Zeit verschlingen, die Ursache dafür zu finden, was sich aus mehreren Gründen nicht rentiert. Man merkt davon als Benutzer schließlich nichts.



Vergleichsweise ruhig heht es im Netzteil zu. an einem Universum Dynamics 2500 würde man deutlich mehr Netzstörkomponenten an den Lautsprecherklemmen messen können.


Auch hier zeigt sich das "Problem" auf einem Kanal. Wäre es ein 2500 € Verstärker, würde ich das wohl beheben wollen. Hier aber nicht. ;)


Klangregler in Neutralstellung. Der kleine "Buckel" um 50 Hz ist völlig belanglos und wird hier quasi gezoomt.


Hier nochmal bis 20 KHz mit anderer Skalierung. Schon ist alles ziemlich glatt (blau).... Rot mit Loudness, die aber nicht repräsentativ dargestellt wird, da der Lautstärkeregler hier auf 12 Uhr stand (einfach ignorieren). Die anderen beiden Treble und Bass max und min.



THD&N vs Power, 4 ohm, 1KHz bcd. An 8 Ohm Last waren es etwa 10 W weniger....Messung leider verbummelt. Auch hier zeigt sich das Problem verstärkt, wenn die Leistung zunimmt. Der Fehler ist also vermutlich in der Stromverstärkungsstufe zu siuchen, obwohl es natürlich auch in der Klangregelstufe bei höheren Amplituden zu diesem Effekt kommen könnte. Man müsste also zuerst den Endverstärker separat ansteuern, um den Ort einzukreisen. Kann man machen, kann man aber auch sein lassen. ;)

Den Trafo habe ich vorher auf 240V "eingestellt".


Phonostufe, gemessen an Tape out:

Rauschabstand (bewertet) 79 dBA bei 5mV , A= 34 dB.

RIAA Abweichung: Das ist gerade auf dem "roten Kanal" ein super Ergebnis, gerade wenn man den minimalen Aufwand berücksichtigt. Auch die andere Seite ist prima, und könnte (wenn man es denn wollte) durch den Wechsel von 2 oder drei ausgesuchten Kondensatoren für 20 cent ebenso hinbekommen. Das ändert am Klang natürlich 0,0 gar nichts, aber man konnte es... ;)



mit über 200 mV auch ziemlich Übersteuerungsfest....Und das mit nur drei Transistoren.


Da kaufen die Leute Phonostufen für Tausende von Euros oder bauen Xono´s mit etlichen "Babyzellen Caps" auf, um dann ein paar Töne aus dem Vunyl zu kratzen....Warum nicht gleich einen Optonica aus dem Schrott ziehen und als Phonostufe nutzen ? ;)

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01.11.2023 11:37
avatar  hififan
#2
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Erschreckend brauchbar. Nix kaputt und trotzdem "Tonne"? Krass...

Schönes altes Geraffel? Her damit!

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01.11.2023 11:40
avatar  Scope
#3
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Nachtrag: Phono 48 Kohm, 64 pF


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01.11.2023 12:07
#4
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Das sind ja nahezu ideale Werte!

Beste Grüße Armin von good-old-hifi

gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche

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01.11.2023 12:15
#5
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Der SM-4646, den ich einst für kleines Geld auf einem Trödelmarkt fand, lief bei mir viele Jahre lang zuverlässig im Partykeller,
als ich noch keine PA-Anlage hatte.
In der ganzen Zeit musste lediglich das Relais getauscht werden, sonst gab es viel Leistung ohne Zwischenfälle.

Gruß
Michael

plattenspieler-forum.de

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