Onkyo A-8650 Vollverstärker

05.10.2023 18:56 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2023 19:30)
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Der 6850 ist ein typisch japanischer Vollverstärker, den man optisch und auch technisch leicht mit einem kleineren Sony ES verwechseln könnte. Die typischen Drehknöpfe mit Anfräsung, die ich optisch als gelungen betrachte. Im großen ganzen macht dieser Vollverstärker nach meinem Geschmack einen optisch ordentlichen Eindruck, obwohl er stinknormal wirkt, und nun wirklich nicht zu den Geräten gehört, die ich gerne besitzen möchte. Das gilt aber für nahezu alle Vollverstärker. Es gibt nur wenige Ausnahmen, und ich bevorzuge aus optischen Gründen schon seit Ewigkeiten getrennte Vor- und Endverstärker.
Aber der Onkyo hat technische Eigenschaften, die ich ihm in dieser Qualität nicht zugetraut hätte. Er kann sich durchaus von vielen anderen Geräten, selbst "Boutiquegeräten" technisch absetzen.
In so manchem Forenthread wird m.E. "beliebigen" Verstärkern eine "gute" Phonostufe attestiert, wobei das einzig und allein an den subjektiven, wechselnden Eindrücken irgendwelcher Leute festgemacht wird. Irgendwie hat bei diesen Leuten rein zufällig mal nichts gebrummt, und sie haben eventuell rein zufällig mal keine Fehlanpassung hingelegt. Schon wird das Gerät zu einem mit besonders guter Phonostufe. Ich weiss nicht wie es euch geht, aber das habe ich in Foren zig mal so gelesen.
Der Onkyo hat tatsächlich eine ziemlich gute Phonostufe, aber seht selbst.

Der Onkyo gehört einem Bekannten, der seine Geräte pflegt. Da es jetzt mit dem Source Direkt Schalter Ärger gab, sollte ich nachsehen, ob es zusätzliche Probleme gibt.


180W Transistoren im MT200 Gehäuse, und eine Schaltung, die bereits zu den etwas aufwendigeren gehört. Auch im Frontend mit dem bekannten 2SK389.




Phonoplatine:


Die beiden Relais zur Lautsprecherwahl incl. Schutzschaltung. Sie sind nicht zerstörungsfrei zu öffnen. Ob ich sie wechseln sollte, hängt von einem ganz einfachen Test ab, den sie nicht bestanden haben. Zwar gibt es keinerlei Aussetzer oder hörbare Verzerrungen, aber es gibt eben deutliche Anzeichen dafür, dass nicht sauber geschaltet wird. Man kann durch Aus-und Einschaltvorgänge mit dem Wahlschalter mehrmals schalten, bis man (mitunter nur auf einem Kanal) akzeptable Werte erreicht, und hin und wieder ist es sogar temporär OK....Aber eben nur ab und zu.

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass das nicht hörbar ist, obwohl es auf dem Meßgerät furchtbar aussieht. Auch der Besitzer hat nichts davon gemerkt, und ich brauche ihm das alles hier auch nicht zu erklären, da ihn das überhaupt nicht interessiert. Mit einer FFT kann er natürlich auch nichts anfangen ;)





Diese Relais können also nicht nachgearbeitet werden, obwohl das im Normalfall nur Minuten dauert, und dann genauso gut wie ein neues wäre.
Mit dem kleinen Tomlov Mikroskop kann man neben kleineren SMD Reparaturen auch prima kleine Teile fotografieren oder filmen. Ich kann es Jedem empfehlen, der handwerklich in der Elektronik unterwegs ist. Es wird mit 64 GB micro SD und Fernbedienung geliefert. Die mitgelieferte "anti-blend" ;) Stereobeleuchtung ist ebenfalls eine prima Sache.


Ein Relais habe ich mal "geknackt", um mir die Kontakte anzuschauen:
Von der Kontaktschicht ist praktisch nichts "abgebrannt" oder abgetragen worden. Es ist lediglich angelaufen. Es hat sich eine Oxidschicht gebildet, die man leicht abtragen kann. Hier braucht es keine Feile, sondern nur Papier oder evtl. 1000er Polierpapier. Die Nutzschicht ist etwa 0,3mm dick.



Aber das bringt in diesem relativ seltenen Fall natürlich keinen Erfolg, da man das Gehäuse knacken muss. Ich habe es nur zur "Dokumentation" ;) getan.

Diesmal wird der zweite Meßplatz mit dem 2700er verwendet, da der Tisch am 2300 zurzeit "schwer" belegt ist.


Nachdem ich am ersten Platz das Panelmeter wegen der Störungen ausgewechselt habe, wurde vor ein paar Wochen auch hier ein neues Panelmeter eingebaut, das sich gut entstören liess. Das Panelmeter befindet sich -hinter- dem Conditioner und haut im NF-Bereich einiges an Störungen dazu, was man nach der Filterung natürlich umso deutlicher erkennt. Es ist NICHT so, dass man davon etwas hören könnte, wenn der Verstärker Musik spielt, aber die Meßgeräte zeigen es halt, wenn man direkt über eine 100:1 Diff probe an der Dose misst. Akustisch betrachtet müsste man schon dazu in der Lage sein, eine auf dem Mond liegengelassene Zigarrettenschachtel bei klarem Wetter von der Erde, ohne Hilfsmittel, aus als solche zu erkennen...;)

Nur 25 -30 Euro kostet das Einbaugerätchen.


Zurück zum Onkyo....
Nach Wechsel der Relais, und ein wenig Schalterpflege können daran ein paar Messungen gemacht werden.
Von hinten unspektakulär...Immerhin kann man Bananas einstecken.



FFT, 1W, 1KHz, 8R, L&R. In der Warmlaufphase konnte man noch ein wenig K3 erkennen (so um -108 dB ! , und damit vollkommen uninteressant) nach 20 Minuten waren sie dann auch verschwunden.


Frequenzgang "direkt", der in pos "via tone" in Neutralstellung übrigens nicht geringer ausfällt. Die Schaltung ist von vorne bis hinten vergleichsweise breitbandig ausgelegt. Lautstärkeregler etwa 10 Uhr, mit 0,5 dB Kanalbweichung noch akzeptabel.


Nochmal im Vergleich Direkt, L&R (obere zwei), und darunter etwas leiser via tone in Neutralpos. Eine Loudnesskorrektur gibt es hier nicht.



THD&N vs Freq. , 1W, 80KHz bw, L&R : Sehr gleichmäßig und gering über den gesamten F-Bereich und ohne Abweichungen voneinander.


THD&N vs. power, 1KHz, 8R beide Kanäle zeitgleich: 110W x2 @1%THD&N . Da es nicht mein Gerät ist, fällt die 4 ohm Messung aus. Warum ein (kleines) Risiko eingehen, und....wofür? ;)



Phonoteil, nur MM über rec-out gemessen:

Abweichung RIAA, 5 mV , L&R, Blau nochmal R mit dezentem Subsonic Filter. Das ist schon sehr nah an absoluter Perfektion. Zwar sehe ich selbst größere Abweichungen von z.B. 0,5 oder 0,6 dB nicht ansatzweise als Problem, aber ich schätze trotzdem die erreichte Perfektion.



Übersteuerungsreserve 1KHz : Sehr ordentlich und damit auch in Verb. mit lauten DJ Systemen unproblematisch. fast 200 mV @ 1% THD. Bei moderaten Eingangsspannungen sehr klirrarm.


Eingangswiderstand 47 K, Eingangskapazität 185 pF und damit noch unproblematisch


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05.10.2023 19:55
#2
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...und was hast Du mit dem Direct-Schalter gemacht? Das war doch das eigentliche Problem.

Beste Grüße Armin von good-old-hifi

gewerblicher Geraffelrestaurator - arbeitet seit 1969 in der Hifi-Branche

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05.10.2023 20:11
avatar  MacMax
#3
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Vielen Dank für den Bericht.
Ich mag die Onkyo Amps auch, den 8690 hatte ich selber mal und fand den echt gut. Leider hatte der keine FB, sonst wäre der noch hier. Bin ja nicht so der Stapler ;-)

Das war der:


Too many roads but too less time…

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05.10.2023 20:21 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2023 20:44)
avatar  Scope
#4
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Den Schalter habe ich in mein neues beheiztes Ultraschallbad geschmissen und 15 Minuten in Testanol sprudeln lassen. Den Topf kann man dicht verschließen, sodass die 200 ml längere Zeit dort verbleiben werden, um weitere Teile zu reinigen.

In den meisten Berichten zeigen die Leute in quälend langweiligen, teils endlosen Fotostrecken die auf Küchenrolle ausgebreiteten Einzelteile irgendwelcher bescheuerten Schalter, vor und nach der Reinigung. Das habe ich ein oder zwei mal gemacht, werde das aber in Zukunft nicht mehr ablichten, selbst WENN ich einen Schalter zerlege. Auch das Fotografieren alter und später wieder neuer Relais in den Geräten werde ich mir in Zukunft sparen, da ich es besonders nach dem 20sten mal nicht mehr als interessant einstufe.
Dieses Relais wird hier also das letzte sein, das ich fotografiere ;) Es diente eher zur "Vorstellung" des viel interessanteren Tomlov. Ein echt cooles Teil.


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05.10.2023 21:36
#5
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Diese Dinger habe ich auch immer mal wieder hier, da ich aber keine Tastenmonster mag, bleiben sie nie lange....

Gruß
Michael

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05.10.2023 23:12
avatar  hififan
#6
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Ich finde den ziemlich nett... Nein, ich will ihn nicht haben. ;-)

Schönes altes Geraffel? Her damit!

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