Ein Arbeitskollege kaufte sich 1979 das Lehnert Hifi System 9000 als Hifi Turm mit Tapedeck, Tuner, Verstärker und Plattenspieler. Er setzte es bislang im Partykeller problemlos ein, bis vor einiger Zeit der Verstärker kaputt ging.
Das deutsche Unternehmen "Lehnert " verkaufte vor allem über Supermarktketten günstige Hifigeräte und über den Namen "Poppy" auch Walkie Talkies und Radiorecorder. 1980 war dann Schluss. Konkurs? ---> Siehe Hifi Wiki.
Das System 9000 fiel mir bereits als Jugendlicher auf. Es konkurrierte mit den Türmen von Audion (Rosita), ISP, Tokaido, Stratosonic und einigen anderen Kaufhausmarken. Mir fehlete damals das nötige Kleingeld für den Turm, der afair um 700 oder 800 DM kostete.
Da ich das Gerät mit schönen Erinnerungen an die Mofazeit verbinde, habe ich die Reparatur nicht abgelehnt.

In dem Gerät befindet sich japanische Technik. Die NEC "Batwing" Transistoren werden heute zu sehr hohen Preisen verkauft. Das Paar zwischen 30 und 40 Euro im Original.

Ein "blauer" PNP Typ aus dem Lehnert, der auszuwechseln war.


Ohne Last funktionierte das Gerät über die Treibertransistoren, aber unter Belastung wurde nur noch eine Halbwelle verstärkt. Die B-E Strecke des PNP Leistungstransistors war "hochohmig".

Als Kühlkörper dient ein 2,5 mm Aluminiumkäfig. Eine sehr ähnliche Schaltung mit den selben Transistoren findet man in alten Pioneer Verstärkern der "blauen Serie"


Die Geräte gab es auch in Silber, wobei mir der Schwarze Turm besser gefiel.








Phonostufe.

Wie so oft, wurden die Geräte mit DIN Buchsen ausgerüstet...leider....

Die Reparatur hat nur 30 Minuten und einen (teuren) Transistor gekostet, den ich im Bestand hatte.
Die Endstufe besitzt eine DC Schutzschaltung mit einem hochwertigen, großen Relais. Man könnte das Gerät mit einigen Handgriffen deutlich verbessern, da die Spannungsaufbereitung der Vorstufe und Phonostufe nur mäßig ausfällt. Ob man davon praktisch profitiert, ist aber fraglich.
Ein Schaltbild konnte ich übrigens nicht finden.

Aus Interesse habe ich ein paar Messungen durchgeführt.

Frequenzgänge, 2,83V in 8ohm:


Blau: Klangregler in Neutralpos. Das ist ein Ergebnis, dass man bei vielen Verstärkern der 800 DM Klasse nicht erreicht, wenn es (wie hier) keinen Direktschalter gibt. Das ist tadellos.
Magenta: Wirkungsloses (defektes?) Low Filter.
Schwarz/Cyan : Klangregler Maximum/Minimum
Rot: neutral mit Loudness

FFT 2,83V in 8R Links (alles in Neutralpos.) Tuner/AUX


Rechts


Relativ hoher Rauschflur, sonst OK.


Phono RIAA : Das ist für ein Gerät dieser Klasse , mit diesem Alter (ohne Überholung) mustergültig. Die Abweichung bleibt unter +/-0,5 dB ...überall, wobei hier nicht -wie sonst- über Tape Out (mangels passender Kabel), sondern über den Lautsprecherausgang gemessen wurde.


Übersteuerungsreserve ist nicht hoch, aber ausreichend.


Die Eingangskapazität liegt bei 120 pF, Der Rauschabstand (5mV, 1W, 8R) liegt bei 66 dB(A). Eingang mit 600 ohm abgeschlossen.

Netzstörungen am Lautsprecherausgang, Bezug, 1W,8R, 1KHz : Das ist mäßig, aber akustisch noch ok. Das Gerät brummt nicht. ;) Den Netzelko (Ein Doppelelko) habe ich nicht gemessen.


THD&N vs. Output Power, beide Kanäle zeitgleich: 36W x2, 1% THD&N, 8ohm