Mcintosh C-20 Vorstufe

19.02.2023 13:46 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2023 14:10)
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#1
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Die C-20 wurde zwischen 1959 und 1963 gebaut und ist demnach ein ziemlich alter und morscher Knochen. Trotzdem werden für guterhaltene Modelle im Woodcase um 5000 € aufgerufen. Ob das realistisch ist, steht auf einem anderen Blatt.;)

Diese C-20 wurde vor kurzer Zeit bereits überholt, und es wurden angeblich viele Teile ausgewechselt. Eigentlich sollte es demnach gar keinen Handlungsbedarf geben.
Im Phonobetrieb soll es aber dennoch zu Lautstärkedifferenzen kommen, die auf die Vorstufe zurückzuführen sind.
Bekanntlich gibt es ´ne Menge Leute, die solche Geräte gerne überholen, und irgendwelche Teile auswechseln, aber in den allermeisten Fällen wird dort ausser der Betriebsspannung und der Raumtemperatur nichts gemessen, da die Ausrüstung, und das Wissen darüber, wie man die Meßgeräte bedient, schlichtweg fehlen.

Auch in diesem Fall sehe ich eine "Baustelle" an der nur noch wenig stimmt. Damit habe ich bereits gerechnet.

Mir sind diese Geräte bereits etwas "zu vintage" ;)


Im Hochpegelbereich gibt es bereits (zu) starke Abweichungen zwischen den Kanälen, die dann bei der Phonoentzerrung ihren Höhepunkt erreichen. Erste Messungen weiter unten.



Anschliessen kann man mehr als genug....


Die Phonoentzerrung wird über zwei Bedienelemente eingestellt. Höhen- und Tiefenentzerrung. In der REgel wird man in beiden Fällen die RIAA Stellung wählen, aber auch eine sog. LP-Columbia Entzerrung ist schaltbar. Desweiteren Hochpässe, Tiefpässe und eine (tape) bzw. Linearstellung (0) für Mikrofone.




Heute werde ich mich daran nicht weiter "vergnügen", aber ich habe ein paar Messungen vom jetzigen Istzustand gemacht:


Frequenzgang AUX, Tonregler in Neutralpos. , links und rechts:
Das ist unterhalb 100 Hz bereits zuviel Abweichung



THD&N vs Freq. ist in akzeptablen
Bereichen. Erst wenn die linearen Verzerrungen im F-Gang beseitigt sind, kann man hier nochmal nachmessen.


Die Phonostufe: Cyan (OK) und magenta: RIAA mit erheblicher Differenz unter 1 KHz Ein Kanal OK, der andere fehlerhaft.
Rot und blau in Pos. LP (Columbia) : Hier gibt es ganz erhebliche Abweichungen zwischen den Kanälen, was auf jeden Fall nicht OK ist. Ob einer der Kanäle fehlerfrei ist, weiss ich jetzt noch nicht, da der AP die RIAA Entzerrung vornimmt. Eine entsprechende Entzerrung muss ich später ggf. "nachladen". Es gibt fast alle EQ´s als Datei.
In erster Linie muss aber RIAA (Kanal Magenta) korrigiert werden.




Infos zur Columbia Entzerrung:
https://linearaudio.net/sites/linearaudi...pcurvefinal.pdf

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19.02.2023 18:55
avatar  41199
#2
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Forumsgründer

Nie gesehen, so ein altes McIntosh Teil.
Zwar auch nicht mein Beuteschema, aber wunderbar anzusehen.
Bin gespannt auf die Frequenzgänge nach der Reparatur.


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19.02.2023 19:58
avatar  TomA
#3
To

Toll das du diesen Oldtimer wieder zum richtig funktionieren bringst.
Anbei ein Link zum Mcintosh Compendium, vielleicht interessiert es ja jemand von euch:

http://mcintoshcompendium.com/Compendium...PDFs/C20MID.pdf
Gruß,
Tom


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19.02.2023 20:32
avatar  41199
#4
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Forumsgründer

Das Kompendium ist auch hoch spannend! Danke für den Link!


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19.02.2023 20:48
avatar  Stu
#5
St
Stu

Aber Achtung: Das hier ist die C20 early version.

Grüße Lars


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19.02.2023 20:54
avatar  TomA
#6
To

OK, dann hier der Link für die Early :

http://mcintoshcompendium.com/Compendium...Fs/C20EARLY.pdf

Gruß,
Tom


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20.02.2023 14:54 (zuletzt bearbeitet: 20.02.2023 14:56)
avatar  Scope
#7
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Der Zustand ist ....dem Alter entsprechend. Die pertinax Umschalter der Phonostufe teilweise ireparabel defekt. Einer wurde bereits laminiert, ist an der Bruchstelle aber zu weich, als dass er in allen Positionen sicher schaltet.



Die Frequenzbestimmenden Kerkos liegen L zu R bis zu 20% auseinander. Sie weden alle durch gepaarte Exemplate erneuert, die ich wie die Schalter bestellt habe.
Die kürzeren Achsen müssen dann wohl mit Verbindern verlängert werden.



Zumindest der F-Gang im Hochpegelbereich ist jetzt auf etwa 0,5 dB glatt und kanalgleich. Einige der alten Widerstände haben ihren Wert um bis zu 20% nach oben verändert.

tbc...


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25.02.2023 13:24 (zuletzt bearbeitet: 25.02.2023 13:56)
avatar  Scope
#8
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Nachdem die Schalter endlich angekommen sind, stellt sich heraus, dass ich sie wider erwarten nicht so modifizieren kann, damit sie im MC verwendet werden können....Eine Sackgasse.
Ich habe mich dazu entschlossen, den vorhandenen Schalter so zu reparieren, dass er dauerhaft stabil bleibt.
Zwischenzeitig war die obere Schalterebene komplett durchgebrochen. Mit zwei dünnen FR4 Platinenstreifen und 5-Min-Epoxy konnten die Stellen so laminiert werden, dass sie an dieser Stelle sogar stabiler als je zuvor sind. Über Langlöcher (im Bild noch rund) konnte die zweite Ebene dann so ausgerichtet werden, dass die Kontakte korrekt auf der Bahn laufen. Auch die Nieten habe ich teilweise nachgeschlagen, da sich einige über die Jahrzehnte gelöst haben.

Bilder zur Vergrößerung anklicken.





Die alten Keramikkondensatoren hatten Abweichungen von bis zu +15% und -20% . Besonders wenn auf einem Kanal positive , und dem anderen Kanal deutlich negative Toleranzen zusammenkommen, war man hier schon mal bei 25%. Die neuen Kerkos habe ich "gepaart" , obwohl die Charge ohnehin kaum Abweichungen von mehr als 5% zeigte.

Alt gegen neu im Beispiel 560p




Alles wieder zusammensetzen, ausrichten, und bestücken:





Diese Regler sollten nicht mehr verstellt werden, so lange an dem Gerät nichts mehr ausgewechselt wird. Ich habe sie mit Lack gesichert.




Ich möchte besonders in solchen Fällen nochmal betonen, wie wichtig ein Audiomessplatz wird, wenn man solche Reparaturen, oder sogar "Revisionen" durchführt. Ohne geht das nicht. Es muss dabei gar nicht besonders modernes, oder besonders kostspieliges sein. Ein S1 oder ein normaler UPL aus alten Zeiten ist da bereits mehr als genug.


Abschliessende Kontrolle:

Frequenzgang AUX, 500mV rein, 1V raus, Klangregler in Neutralpos.

Das ist für ein Gerät dieser Zeit absolut OK. Skalierung bei allen Messungen beachten!


FFT Hochpegel, 1KHZ, 1V raus: L&R ,THD ca. 0,04% ---> OK


Einfluss der Klangregler, jeweils in maximaler Pos. Dazwischen Neutralpos in anderer Skalierung


Phono in pos RIAA . L&R Das ist jetzt absolut OK.


Übersteuerungsreserve Phono (Eingang low L&R ) ---> OK

Eingangsimpedanz: 50 K , ca. 70 pF


Gleichlauf des Lautstärkereglers. Im interessanten Bereich ist das Ergebnis durchaus akzeptabel.


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25.02.2023 17:49
avatar  41199
#9
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Forumsgründer

Da wird der stolze Besitzer sein Gerät sicher nicht mehr wiedererkennen.
Der detaillierte Reparaturbericht ist -wie immer- eine Freude zu lesen.

Wobei ich mich auch für weniger aufwendig dokumentierte Reparaturen begeistern kann, so lange es ein paar Bilder vom Innenleben gibt. Die Optik und Verarbeitung innen wie außen macht bei mir die Kaufentscheidung aus.
Außen hui - innen pfui würde ich persönlich nicht kaufen wollen.


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