SETTON RCS.X.1000 Receiver Control Center

01.09.2023 19:27 (zuletzt bearbeitet: 01.09.2023 19:45)
avatar  Scope
#1
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Lediglich 100 Stück dieser "Preceiver" wurden zwischen 1977 und 1979 in Handarbeit gebaut und zu einem Preis von 10.000 DM verkauft. Dass es europäische Hardware (mit französischen Wurzeln) ist, kann man bereits an der Bauart, und den Bauteilen erkennen. Tropical Fish Caps, Philips Elkos (die fiesen blauen), und europäische Halbleiter.

Der Setton kommt in zwei Teilen. Einer "black box" und einem Pultgehäuse mit Lautstärkehebeln, die an ein Flugzeugcockpit erinnern sollen. Die Entwickler waren vermutlich Luftfahrfreunde oder sogar Hobbypiloten?
Dass das Gerät nach gut 45 jahren immer noch ohne jede Wartung kratz- und rauschfrei spielt, ist (abgesehen von den blauen Elkos) durchaus ein Qualitätsmerkmal, und 1980 wusste man noch nicht (genau wie bei Revox und dem Nextel) , dass es im Alter Probleme damit geben kann und wird.



Nur wer den Goldenen Schlüssel besitzt, kann den Setton starten ;)



Blockschaltbild auf dem Deckel....Nicht unüblich für die 70er und 80er.


Im Testmode wird pink noise ausgegeben.


Im Gegensatz zum Pult, lässt sich die Blackbox gut öffnen. Viele Relais, das Netzteil und die Phonostufe, denn die kleinen Signale wollte man nicht über die 8 Meter Verbindungskabel laufen lassen.


Die Phonostufe mit LM381A. Der rauscharme Verstärker spielte damals ganz vorne mit, und war für Phonostufen, Kopfverstärker usw. vorgesehen.

https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-...NSC/LM381N.html



Der Setton ist zwar ein Preceiver, kann aber trotzdem Lautsprecherbänke schalten. Dazu gibt es an der Blackbox Terminals. Die Relais sind extrem groß ausgefallen. Die Knopfzelle 2032 auf dem Relais zeigt, wie groß die Relais sind.


Ansicht von hinten. Alle Eingänge können im Pegel aufeinander angepasst werden.


Der Hybridstecker. Einer der Koaxverbinder ist für die FM Antenne


Grundsätzlich gibt es mit dem Gerät kein Problem. Es hat lediglich lange gestanden. Da ich keine Verwendung dafür habe, soll es zeitnah verlauft werden. Wer an so einem extrem seltenen Sammlerstück Interesse hat, kann sich gerne melden.
Aber vorsicht...Für ein paar "Knöpfe" ist das Gerät nicht zu haben, und Versand nur auf Risiko des Käufers...Besser abholen.

Ein mal durchklingeln...


Ch.1, 0,5V, 1KHz rein, 1V raus
So sollte es aussehen, wenn alles lupenrein ist


Ch2 mit kleinen, unhörbaren Problemen. Keine der Oberwellen >K3 kann sich über -100dB erheben. Den "Fehler" kann man mit Sicherheit beheben, aber der Effekt ist zu klein, um dafür viele Stunden zu opfern. Das Zerlegen der Pulteinheit
ist viel Arbeit.


Netzstörkomponenten am NF-Ausgang gemessen. Bezug, 1V, 1KHz. Die relativ hohe 50 Hz Komponente ist -vermutlich- auch auf das 8 Meter lange Kabel zurückzuführen. Hier muss man durch die Bauart Abstriche machen . Das Gerät brummt deswegen natürlich nicht.


THD&N vs Frequenz., 80KHz bw. 1V


Wirkung der Klangregler, turnover 250/5000


Amplitudenfrequenzgang, "linear" gedrückt. Es gibt ein steilflankiges Tiefpassfilter, das durch Bauteiltoleranzen und/oder Alterung nicht 100% ig identisch ausfällt. Akustisch irrelevant.


Und zum Schluss die Phonostufe. Es gibt zwei regelbare MM Eingänge, Verstärkung maximal 35,5 dB, Rauschabstand (bewertet) 81 L /82R dBA (5mV) , gemessen über rec out.
Die Entzerrung ist mustergültig geraten.



Übersteuerungsreserve bei 35,5 dB gain:




Insgesamt ein sehr auffälliges Stück Hifi-Geschichte. Eine Vorstellung des Gerätes gab es in der Audio, Heft 1/78


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01.09.2023 19:56
avatar  41199
#2
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Forumsgründer

Ein Wahnsinnsteil! Wird wahrscheinlich mein Budget sprengen, oder?


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01.09.2023 20:07
avatar  Scope
#3
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Hast du überhaupt noch Stellfläche. Wenn ich mehr Platz in meiner Telefonzelle hätte, würde das Gerät hier bleiben.


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02.09.2023 01:00
avatar  hififan
#4
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Warum die Welligkeit im Amplitudenfrequenzgang oberhalb 40khz? Könnte des Klirrproblem auf dem 2. Kanal durch gealterte OPamps ausgelöst worden sein?

Abgesehen davon: Geil.

@Volker: Ich bin sicher, den Besitzer würde die Übernahme durch Dich freuen...

Schönes altes Geraffel? Her damit!

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02.09.2023 11:10 (zuletzt bearbeitet: 02.09.2023 11:48)
avatar  Scope
#5
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Ich habe nochmal mit etwas höherer Auflösung gemessen und komme zu der Vermutung, dass es doch kein gezielt verbautes Filter gibt. Der Effekt tritt nur auf, wenn das Klangregelteil in lin Pos.) aktiviert wird. Mit gedrückter Lineartaste gibt es einen unauffälligen roll off .Vermutlich eine Resonanz.

Hier nochmal in hoher Auflösung:


Die genaue Ursache : ---> ? Schaltbilder gibt es keine, und letztendlich ist es ein auffälliger, aber m.E. kein qualitätsmindernder Effekt.

Zitat
Könnte des Klirrproblem auf dem 2. Kanal durch gealterte OPamps ausgelöst worden sein?



Das könnte sein. Man müsste Stufe für Stufe durchgehen, was bei dem Aufbau mühsam ist. Es könnte auch sein, dass der Effekt schon immer da war, da man bei der Endkontrolle 1978 keine Möglichkeit hatte, das überhaupt sichtbar zu machen.


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03.09.2023 08:45 (zuletzt bearbeitet: 03.09.2023 09:00)
avatar  Gorm
#6
Go

Interessante Kisten und nachvollziehbar, dass nur wenige Exemplare gebaut wurden.
Von welcher Sorte das Empfangsteil ist, könnte ein Blick ins Innere klären,
oder der Apparatus muß am Abgleichsender zeigen, was geht ...

edit
hifimuseum.de schreibt

Zitat
Then comes the tuner section of the RCS-X1000. The FM front end is composed of four "varicap" double diodes controlled by a special IC resistant to temperature variations.

The automatic frequency control switch directly activates all the varicap diodes for drift-free operation. The IF amplifier calls upon ceramic filters that insure extremely low distortion, while the multiplex decoder uses a single PLL IC.

We will complete this overview of the various circuits which make up the RCS-X1000 with an examination of the quartz-controlled frequency. The signal of the front end's oscillator is amplified, divided, then sent to a quartz- operated frequency meter. During an interval determined by the quartz cristal's vibration, the signal periods coming from the divider are counted. This value, treated as in the tone control operation described above, is then displayed in four figures on the parel.



womit ein vierfach abgestimmtes FE und rauscharme Keramikfilter in der ZF samt digitaler Frequenzanzeige und 6 Festsenderspeicher die Einordnung ermöglichen


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03.09.2023 09:09 (zuletzt bearbeitet: 03.09.2023 09:10)
avatar  Scope
#7
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An den Empfänger kommt man nur, wenn man das Pultgehäuse zerlegt. Dazu müssen u.A. alle Potentiometer und schalter von der Oberseite abgeschraubt werden. Ich habe lediglich das Bodenblech entfernt und auf die Lötseite einer exakt pultgrößen Platine aus Epoxy geschaut. Dann wieder zugemacht ;)
Ich gehöre "bekennend" ;) zu den Leuten, die schon vor über 20 Jahren Abschied vom FM Rundfunk genommen haben. Mein Interesse ist daher nahe null.


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