NEC CD-903

09.09.2022 16:04 (zuletzt bearbeitet: 09.09.2022 16:17)
avatar  Scope
#1
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Der CD-903 wurde in geringer Stückzahl (angeblich um 1000 Einheiten) für den japanischen Markt gebaut. Es sollen wohl nur ein paar Stück nach Deutschland geschafft haben. Auch dieser hier ist ein 100V Japan Import.

Fehlerbild:
1. Schublade ohne Funktion
2. Sporadischer Spurverlust.

Der Beschreibung nach, ging ich von einem defekten Laser (KSS-123A) aus, den ich aus einem Denon CDP entnehmen wollte. Der Laser ist hier und da noch gebraucht um 100 bis 150 € zu bekommen, wobei man dann natürlich nie genau weiss, was man da kauft.

Es stellte sich aber schnell heraus, dass die Fehlerraten über mehrere Sekunden sehr gering waren, und es nur sporadisch zu stoßartig ansteigenden Fehlerraten und Spurverlusten kam.
Vermutlich war das Fett an den Zahnrädern und Führungsstangen des Laserschlittens verharzt....Und so war es dann auch.



Um an die entsprechenden Teile zu gelangen, muss man von der Unterseite des Gerätes ausgehen.


Dort befindet sich (oben) die RF-Platine, auf der auch die Bauteile für die Spulenansteuerung des KSS123 zu finden sind.
Auf der großen Platine darunter ist der Decoder, der System- Microcontroller und die Takterzeugung. Die Daten werden über Glasfaserleitungen optisch zum DAC übertragen, der sich auf einer weiteren Platine darüber befindet.

Viele IC, die man heute kaum noch bekommen dürfte.





Auf der MCU & Decoderplatine fielen diverse völlig "zerstörte" Kondensatoren auf, deren Aluminiumgehäuse vollkommen zerfressen wurde. Es sind vorwiegend Elkos zur Glättung der 5 V Rails gewesen, die zwar keinen direkten Ausfall bewirken, wenn sie trocken sind, aber in diesem Fall mussen sie alle ausgewechselt werden, da es sonst in Zukunft zu Kurzschlüssen kommen könnte. Man konnte den Becher mit zwei Fingern "zerbröseln". ;)





Die vier PCM56 befinden sich unter der Messingschiene, oberhalb der Lichtleiterkupplungen. Darüber der aufwendige Analogteil. Ausgang symmetrisch (XLR) und asymmetrisch


Blick auf den Analogabschwächer (Lautstärkeregler) aus etlichen Einzelrelais:



Nach entfernen der RF-Platine konnte dann der Schlitten und das Getriebe gesäubert und mit Teflonfett geschmiert werden.



Ein etwas größeres Problem bereitete der Schubladenantrieb, denn der Riemen war einwandfrei....Weisses Pulver im Bereich der Zahnräder deutete schon darauf hin, was da los war.





Das Ritzel hatte sich komplett aufgelöst. Zwar kann man das Teil tatsächlich in China bestellen, aber ich hatte andere Pläne.
Ich habe den Zwischentrieb entfernt, und das defekte Ritzel durch ein Bauteil mit Riemenscheibe gewechselt. Da dadurch die Geschwindigkeit der Lade zu groß wird, musste das Pulley gegen ein kleineres getauscht werden.
Ausserdem muss der Motor umgepolt werden, da der "umkehrende" Zwischentrieb fehlt. Das Ergebnis ist tadellos.





Die Schublade dürfte jetzt trotzdem noch ca. 20% schneller schliessen und öffnen, was man aber nur im direkten Vergleich bemerken würde.


Um an den Antrieb der Lade zu gelangen, musste auch die Frontplatte entfernt werden, da zwei Schrauben der Antriebsabdeckung sonst nicht zugänglich sind.


Nach Zusammenbau habe ich drei 60 Minuten Durchgänge mit einer "blameless CD" geloggt, wobei kein Spurverlust mehr feststellbar war. ausserdem sind die Fehlerraten dauerhaft <20 C1/min, in weiten Teilen sogar deutlich darunter.



Amplitudenfrequenzgang L&R:
Die Differenz, die bei etwa 15KHz mit 0,2 dB ihr Maximum findet, ist akusisch belanglos. Es sind Toleranzen in den Bauteilen der Analogelektronik.

Bildanhänge
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09.09.2022 20:16
avatar  hififan
#2
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Toller Bericht, klasse Bilder und interessante Messungen. Warum sind da 4 Stück PCM56 drin? Reichen da nicht 2 Stück? Oder ist das wegen der symmetrischen Ausgänge?


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09.09.2022 20:44
avatar  41199
#3
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Forumsgründer

Ich freue mich total, dass die Kiste wieder läuft. Einfach ein faszinierendes Stück Technik. Faszinierend, diese Materialschlachten von damals.


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09.09.2022 20:47 (zuletzt bearbeitet: 09.09.2022 21:08)
avatar  Scope
#4
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DAC werden (wurden) hin und wieder parallel geschaltet, um den Rauschabstand zu verbessern. Bei zwei Stück pro Kanal gewinnt man in der Theorie 3 dB snr.
Wie das in diesem Fall umgesetzt wurde ist nicht sicher, da es keine Unterlagen im Netz gibt. In einigen der besseren DENON DCDXXXX war das auch zu finden.


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10.09.2022 15:25
avatar  08/15
#5
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Hallo Scope,

Du schreibst von einer "blameless CD", ich kannte bisher nur den Ausdruck "virgin CD".
Aber da ist wohl das gleiche mit gemeint nehme ich mal an, also eine ziemlich neue, saubere CD ohne Kratzer.

Freundliche Grüße
Jörg

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10.09.2022 16:37 (zuletzt bearbeitet: 10.09.2022 16:38)
avatar  Scope
#6
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Die Test CD ist nicht nur kratz und fingerabdruckfrei, sondern eine besondere CD, die keine Preßfehler enthält, und in einem "blameless" Laufwerk zu keiner Zeit mehr als 5 C1 Fehler /sek erreicht. Also keine neue, nicht geprüfte Musik CD aus dem Regal.

Blameless ist nicht "virgin"....Eine "virgin" kann durchaus verdorben sein...;)

Diese CD muss extrem vorsichtig behandelt werden, da sie sonst als solche unbrauchbar wird. Ich habe bereits eine verschlissen.


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13.09.2022 17:25
avatar  08/15
#7
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Vielen Dank, wieder was gelernt.
Aber da ich nicht wüßte wie ich den Fehlerspeicher auslesen kann für mich leider uninteressant.

Wie reinigst Du das Gestänge vom Laser genau?
Wird das zerlegt und Stangen und Schlitten einzeln gereinigt oder nur den Schlitten auf den Stangen verschieben und die reinigen?
Und womit reinigt man es am besten, mit Isopropanol?

Freundliche Grüße
Jörg

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13.09.2022 19:12
avatar  Scope
#8
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Die Fehlerraten einer CD kann man auch (bedingt) mit einem speziellen, wiederum geprüften CD-Rom Laufwerk und Software auslesen.

Isopropanol eignet sich immer gut dazu , Teile zu entfetten. Ob man die Teile dazu ausbauen muss, hängt davon ab, wie gut oder schlecht der Zugang ist. Ich zerlegen selbstverständlich immer so WENIG wie möglich, und soviel wie eben nötig.


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14.09.2022 12:37
avatar  SL1000MK2 ( gelöscht )
#9
SL
SL1000MK2 ( gelöscht )

Sehr interessanter Bericht, auch wenn ich - wie immer - nicht einmal die Hälfte verstanden habe.


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