Day Sequerra

06.02.2024 11:24
avatar  Gorm
#1
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Moin Allerseits,
ich bin kürzlich gebeten worden solch Tuner zu prüfen und ggfs. abzugleichen. Weil ich solche Dinge eigentlich nicht mehr machen möchte, habe ich erst nach langem Zögern zugestimmt. Ich hatte bisher noch keinen Kontakt mit einem Tuner dieser Marke, weder mit den frühen Ausführungen noch mit diesem aus den 90er Jahren. Gelesen habe ich über die für europäische Verhältnisse etwas speziellen Tuner einiges, aber außer ein Blockbild und Schaltplan des Frontends des "1" keine Unterlagen im Netz gefunden. Die Vermessung und auch einen Abgleich kriege ich vermutlich ohne Unterlagen hin, möchte aber vorab mal fragen ob es hier Erfahrungen mit solchen Geräten gibt oder einer vielleicht einen SP oder gar ein Service Manual für den Day hat und zur Verfügung stellen könnte.
Wenn das Dingens offen ist, gibts Bilder und die Frequenzgangmessung des Zwischenfrequenzverstärkers, der im Day angeblich aus Kostengründen nur mit Keramikfiltern bestückt ist, und wenn vorhanden weiteres Interessantes hier zu sehen.
Danke vorab
Holger


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06.02.2024 13:03
avatar  41199
#2
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Forumsgründer

Hallo Holger,

spannend, dass Du so ein Teil aufgetan hast. Den sieht man wirklich nicht alle Tage.

Den Hersteller gibt es sogar noch, und auch Updates werden noch angeboten:

https://www.daysequerra.com/

Grüße, Volker

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06.02.2024 15:30
avatar  Gorm
#3
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Naja, ich habe mich nicht drum gerissen, werde erstmal nur messen und dann sehen wir weiter ...
Die eigentliche Firma S. wurde wohl mehrmals insolvent und verkauft, der Mister Day hat als ehemaliger Entwickler letztlich übernommen.


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08.02.2024 10:19
#4
au

Moin Holger, ich habe Unterlagen zu der Karre... allerdings nur auf Papier, weiß nicht mehr wie gut oder schlecht - kann Dir aber gerne eine Hardcopy machen, wenn Du etwas Zeit hättest. Ich hatte 1-2mal so ein Gerät hier, ist aber schon eeewig her, Erinnerung ist schwach, vielleicht krame ich mal Fotos raus um mir auf den Sprung zu helfen was damals mit den Radios los war.

gruß, audiomatic


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08.02.2024 18:59
avatar  Gorm
#5
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Moin Michael,
das hört sich gut an, auf genau solche Hilfe habe ich gehofft.
Ursprünglich habe ich überlegt, den Besitzer des Tuners an gleich Dich zu verweisen. Aber dann hat er mich in nem netten Telefonat gebeten das Dingens zu anzuschauen und zu messen, evtl. nachzustellen. Mehr werde ich kaum machen. Die Unterlagen sollen dabei nur helfen die mögliche Leistungsfähigkeit der verbauten Schaltung besser einzuschätzen. Er hat beim Kauf in den Staaten wohl nur die übliche BDA bekommen.
Ein mittlerweile verstorbener HF-Kumpel hat gern über die ursprünglichen Varianten der Tuner des Herstellers gelästert, die von den GIs in ihren shops gekauft wurden und bei Rückkehr in die Staaten angeblich hier an den Straßenkanten standen, weil sie keiner wollte. Schaun mer ma wie es mit dem Day ist ...
BG an alle ringsrum und an den Rhein
H.


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16.02.2024 20:07
avatar  Gorm
#6
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Die Unterlagen des Sequerra 1 sind eingetroffen, Danke nochmal an Michael.
Auch der Daysequerra kam bereits heil an. Der Tuner funktioniert.
DEr Besitzer möchte eine Einschätzung der Funktion.



Der Tuner kommt wertig im gebürsteten Metallgehäuse. An der Frontplatte gibt es neben dem Abstimmknopf zwei Drucktasterreihen, rechts unten Netz und oben die 3 ZF-Bandbreiten sowie Mono- und Mutingschaltung, links u.a. die Anzeigeauswahl der Oszillografenröhre. Oberhalb des Abstimmknofes sind die Frequenz- und die Stereoanzeige plaziert, links davon die Anzeige der Oszillografenröhrefür die Abstimmung, Signalstärke, Modulation und weiteres.



Die Frequenzanzeige ist 5-stellig. Auf dem blitzlosen Foto werden die Staubpartikel etwas übertrieben dargestellt.



Er hat rückseitig Eingänge für das Oszilloskop und auch symmetrische Ausgänge.



Innen ist die Oszillographenröhre zentral angeordnet. Darunter befindet sich die das Gerät fast vollständig ausfüllende Hauptplatine. Links hinten sitzt das verschraubte und verlötete Frontend. Davor sind die BE des Empfangsteils mit der ZF angeordnet. Für die Selektion in der ZF sorgen insgesamt 5 keramische Filter unterschiedlicher Bandbreite. Rechts neben der Röhre befindet sich das aufwendige NT der Röhre mit der auffallenden Elkobatterie.



Hier noch eine Kompanie Roedi-Elkos unterhalb der ZF-Verstärker.



Wird die untere Gehäuseschale abgenommen, taucht ein Hilfsramen zwischen Front- und Rückwand auf.
Ob man da an alle wichtigen Stellen ohne vollständige Demontage rankommt?



Meinen alten analogen Specki kalibriere ich vor Messungen mit nem Referenzsignal des Signalgenerators, dessen Frequenz mit guten Zähler kontrolliert wird.



Hier die Anzeige eines unmodulierten 10,7MHz-Signal aus dem Signalgenerator zur Mittenfrequenzkalibrierungung.



In den ZF aind insgesamt 5 gesockelte verbaut, die wurden vermessen. Das erste Filter aus dem Tuner hat gut 180kHz Bandbreite.(Eine Anzeigeeinheit entspricht 100kHz)



Das zweite Filter hat schon 280kHz Bandbreite.

[https://postimages.org/][/url]

Die Mittenfrequenzen liegen etwas über 10,7MHz.



Das breite Filter hat fast 600kHz Bandbreite.
Der Hersteller gibt für die drei Durchlaßbandbreiten der ZF 280, 180 und 130kHz an. Diese Bandbreiten konnte ich nicht nachvollziehen. Wenn ich die Frequenz des Signalgenerators verändere bleibt die Stereosignalanzeige in allen drei Schalterstellungen der Bandbreiten bis zu exakt gleichen Frequenzen erhalten, obwohl die Signale an den Filtern geschaltet werden.
Die Unterlagen des Model1 zeigen einen völlig anderen Aufbau der ZF-Verstärker mit LC-Filtern und helfen nicht.
Das muß also noch etwas Arbeit investiert werden, genau wie hier an den drei Roederstein-Elkos im NT. Der rechte sitzt neben nem KK und das Gehäuse ist oben rissig. Die roten Elkos kommen alle raus und werden durch temperaturbeständige ersetzt.


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16.02.2024 21:13
#7
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Die roten Röderstein waren schon immer Mist und sind generell verdächtig . Standen aber gerade in den USA bei teurem Zeug hoch in Kurs . Made in Germany war halt exotisch .


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17.02.2024 09:57
avatar  Noise
#8
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Mach bitte auch später mal ein Bild mit leuchtender Front
Das Teil ist Bildschön und absolut Faszinierend.
Aber leider ein "Radioempfänger", damit kann ich nichts anfangen


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18.02.2024 13:23
#9
au

Danke für die Bilder von diesem Exoten, Holger! Schade dass die Unterlagen nur bedingt hilfreich sein können. Ein 250VA Ringkern in nem Radio... der und die Elkobatterie stünden ja manchem Vollverstärker gut zu Gesicht! Roedersteins wurden gerne in den US Produkten verwendet, Krell hat z.B. auch massenhaft diese roten Dinger verbaut. Welche IC's sind denn da in der ZF (oberhalb des Roederstein Rudels) "Quality selected" bzw. was für Typen sind das?

gruß, audiomatic


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18.02.2024 17:01
avatar  Gorm
#10
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Das ist ne gute Frage, denn über die Chips käme man der ZF-Aufbereitung näher. In der BDA werden sie als parallele if-prozessoren beschrieben und tatsächlich gibts kein Ausgangssignal wenn einer der beiden offenbar gleichen gezogen ist. Die Bezeichnung der ICs ist unter der Abklebung und die auch thermisch sehr widerstandfähig.
Schaun mer ma ...


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19.02.2024 10:59 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2024 11:03)
avatar  Gorm
#11
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Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Es müßte ein zum Werbung: TDA9182 ähnlicher IC vermutlich ohne AM-Teil und nach dem ZF-Verstärker einem Aus- und Eingang für ein weiteres eingeschleiftes Filter vor dem Begrenzerverstärker sein. Kataloge zu solchen ICs habe ich nicht und jetzt lange erfolglos nach anderen FM-IF-Verstärker ICs mit 20pins gesucht ...
zum Glück sind die ICs ja ok.
PS Die Werbung wurde mir bei Bearbeitung/Vorschau nicht angezeigt, wenn das hier nicht paßt, bitte nur die Bezeichnung stehen lassen, ich bekomme nichts für den link ...

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03.03.2024 10:51
avatar  Gorm
#12
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Moin,
die 15 Roederstein-Elkos wurden gewechselt. Nur der mit dem gerissenen Gehäuse war auch meßtechnisch defekt. Wer neben nem Kühlkörper sitzt, lebt kürzer ...
Hier Bilder des Gerätes am Signalgenerator mit jeweils einem angesteuerten Kanal und beim Empfang eines Ortssenders.







Die Oszilloskopröhre ist schwach, ihre Strahlungsintensität läßt sich nicht mehr erhöhen.

Über die Funktion der Schaltung der Zwischenfrequenzverstärkung des Gerätes können nur Vermutungen angestellt werden. Ein exakt passender 20-pin Signalprozessor wurde nicht gefunden und es wurde nicht nochmals versucht die Überklebung der Bezeichnung der verbauten zu lösen.

Die exakte Zwischenfrequenz



(bei Auslösung wurde die 100-kHz-Anzeige mit der 7 dunkelgetastet)

und die Frequenz des Steredekoders (12-fache Pilottonfrequenz)



können gemessen werden.

Die Gesamtbandbreite des ZF-Verstärkers wurde auf Wunsch des Besitzers des Tuners in der Schalterstellung breit auf ca. 200kHz experimentell reduziert, was für die europäischen Senderabstände und die Empfangsbedingungen des Besitzers besser paßt . Wesentlich dabei waren u.a. die Beibehaltung der Mittenfrequenz sowie gleichmäßige Filterflanken für geringen Klirr und geringe Nebenresonanzen. Die Veränderung ist einfach rückbaubar.



Ungefähr in Bildmitte sind von rechts drei gesockelte Keramikfilter zu sehen. Das ganz rechte ist schon ein Testkandidat an Stelle des ca. 600kHz breiten originalen Filters. Ein unbenutzter vierter Filterplatz ist zu erkennen.
Die vierten und fünften Filter sitzen rechts neben den Pins3 der Prozessoren.

Mittlerweile ist der Tuner wieder beim zufriedenen Besitzer zurück. Hoffen wir, dass das Gerät noch lange spielt. Ohne Schaltungsunterlagen wars vergleichbar wie beim Wega Lab Zero vor etlichen Jahren ein Blindflug, aber ein interessanter, und mit hoher Warscheinlichkeit mein letzter Ausflug in unbekannte Radios aus fremder Hand.

Mein Dank gilt Michael für die Schaltung des Sequerra One, den Beteiligten für die Vermittlung des Kontaktes zu einem echten HF-Profi und diesem Fan früherer ähnlicher Geräte für die helfende fachliche Diskussion!


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